Vorab möchte ich darauf hinweisen, dass ich weder Hunde-Ernährungsberater noch Experte bin, sondern lediglich meine persönliche Ansicht vertrete.
In den letzten Jahren scheint es so zu sein, als ob immer mehr Hunde beim Tierarzt landen, weil sie unter Verdauungsproblemen und Allergien mit Juckreiz leiden. Auch Probleme mit den Analdrüsen sind übermäßig häufig zu beobachten – und schnell landet man beim Thema „Futtermittelunverträglichkeiten“. Social Media und Hundeforen sind voll von Beiträgen von Hundebesitzern, die sich darüber austauschen. Mal werden bestimmte, getreidefreie Sorten empfohlen oder solche mit nur einer tierischen Proteinquelle, manchmal wird sogar auf vegane Futtersorten oder Varianten mit Insektenproteinen hingewiesen.
Da sollte man sich vielleicht einmal fragen, ob dies nicht der falsche Weg ist, wenn man auch einmal bedenkt, dass Hunde, die früher nur Reste vom Tisch oder Schlachtabfälle bekamen, niemals diese die massiven Allergien und Magen-Darm-Probleme entwickelt, die man heute beim Tierarzt zuhauf sieht.
Leider macht es einem die Futtermittelindustrie und auch viele Tierärzte nicht einfacher, da die ersteren scheinbar für jedes Lebensalter und alle möglichen Unverträglichkeiten das passende Futter parat haben – immer mit dem Versprechen, den Hund damit optimal und bedarfsgerecht zu ernähren. Auch den Tierärzten fallen oft nur irgendwelche Spezialfuttersorten ein, die aber alle eine Gemeinsamkeit haben: Sie sind hochverarbeitet und mit diversen Zusatzstoffen versehen. Viele meinen, ihren Hunden etwas besonders Gutes zu tun, wenn sie Futtersorten kaufen, auf denen beispielsweise irgendetwas von „Nature“ oder „Wilderness“ steht oder ein schönes Foto mit einem wilden Wolf abgebildet ist, oft auch mit Schlagwörtern wie „getreidefrei“ oder „Monoprotein“. Das macht die Situation aber leider niemals dauerhaft besser.
Die gesunde Ernährung von Hunden ist eigentlich gar nicht so schwierig, jedoch wird einem von der Futtermittelindustrie und leider auch von vielen Tierärzten vermittelt, dass das übliche Trockenfutter das Beste sei, was man seinem Hund für ein glückliches Leben anbieten könne. Das ist allerdings ein Trugschluss. Dennoch glauben viele Hundehalter immer noch, dass Fertigfutter die beste Form der Hundeernährung ist – und auch ich habe jahrelang so gedacht.
Wie bereits erwähnt, ist Trockenfutter hochverarbeitet, enthält oft undefinierbare Bestandteile in pulverisierter Form und wird mit Stärke zu Pellets zusammengepresst. Jedes Futtermittel hat eine eigene Rezeptur mit diversen Zusatzstoffen. Das führt immer wieder zu den gleichen Symptomen: Hunde, die ausschließlich mit Trockenfutter ernährt werden, scheiden oft überproportional viel und meist zu weichen Kot aus. Weicher Kot wiederum führt häufig zu Problemen mit den Analdrüsen, und viele Hunde, die über Jahre hinweg immer nur Trockenfutter – und sogar immer die gleiche Sorte – erhalten, reagieren oft mit starken Unverträglichkeiten in Form von Durchfall, wenn mal die Sorte gewechselt wird, da die Magen-Darm-Flora durch diese „Nahrung“ verarmt. Die schlimmsten Folgen sind jedoch Allergien mit Juckreiz, die über die Jahre oft schlimmer werden. Diese Hunde landen dann meist beim Tierarzt und erhalten dauerhaft Medikamente, um den Juckreiz zu kontrollieren (zum Beispiel mit Apoquel).
Das Hauptproblem bei Fertigfutter ist der häufig hohe Stärkeanteil sowie die Bildung von AGEs (Advanced Glycation End Products, auch Glykotoxine genannt) durch die intensive Erhitzung im Herstellungsprozess. Zudem ist der Darm vieler Hunde oft schon durch die wiederholte Verabreichung von Entwurmungsmitteln vorgeschädigt. All dies kann dazu beitragen, dass sich ein sogenanntes „Leaky-Gut-Syndrom“ entwickelt, was letztlich einen Teufelskreis mit vielen ernährungsbedingten Folgeproblemen auslöst. Leaky gut bedeutet übersetzt „löchriger Darm“ und bedeutet hier, das die Darmwand durchlässig wird für unverdaute Nahrungsbestandteile, die dann vom Immunsystem erkannt wird, was zu Allergien führen kann. Der Vorgang ist ähnlich wie bei eine Pollenallergie, wo auch eine körperfremde Substanz „false positive“ mit einer überschießenden Immunreaktion beantwortet wird.
Die folgenden Links zu diesen Themen finde ich persönlich sehr interessant:
Jetzt werden natürlich viele Hundehalter sagen, dass ihr trockenfutterernährter Hund keines dieser Symptome jemals hatte oder entwickeln wird – und natürlich kann man nicht immer davon ausgehen, dass jeder Hund immer automatisch krank wird, wenn er mit Fertigfutter leben muss. Aber die Wahrscheinlichkeit, das der Hund eines der genannten Probleme entwickelt ist hoch, und es ist wirklich einfach, seinen Hund besser zu ernähren und die Wahrscheinlichkeit für Allergien und andere Stoffwechselerkrankungen deutlich zu senken.
Dosenfutter ist als Alternative etwas besser als Trockenfutter, aber auch hier ist das Futter stark verarbeitet oder wurde zumindest hoch erhitzt – das ist Teil des Herstellungsprozesses bzw. der Haltbarmachung. Oft liest man bei bestimmten Sorten als besonderes Merkmal „Kaltabfüllung“ und denkt sich, „oh, das ist dann aber weniger stark behandelt“. Das ist reines Marketing, denn das Futter kommt immer kalt in die Dose und wird anschließend für den Prozess der Haltbarkeit in der Dose dennoch erhitzt. Außerdem enthalten viele Dosen BPA-Beschichtungen (Bisphenol A). Sicher ist Dosenfutter immer noch besser als „zusammengeklebtes Pulver“ zweifelhafter Herkunft, aber durch die starke Erhitzung bilden sich – wie oben bereits verlinkt – Glykotoxine.
Ihr habt euch vermutlich schon gedacht, worauf ich letztlich hinauswill – es geht natürlich um BARF (Biologisch Artgerechtes Rohes Futter). Aber hier scheiden sich die Geister: Es gibt Hundehalter, die sich nur mit einer Ernährungsberatung an das Thema heranwagen (und absurderweise gibt es diese tatsächlich), andere machen daraus fast eine Religion, bei der man nur als Eingeweihter seinen Hund korrekt füttern kann. Wieder andere weisen darauf hin, dass die bakterielle Belastung bei der Rohfütterung höher sei. Viele Hundehalter zögern auch, auf BARF umzusteigen, da die Hundefutterindustrie ihnen seit jeher erfolgreich vermittelt, dass man nur mit wissenschaftlich und industriell „komponiertem“ Futter seinen Hund perfekt und ohne Risiko einer Über- oder Unterversorgung ernähren kann. Es werden leider auch immer noch Mythen verbreitet, das Rohfutter Hunde aggressiver werden lässt oder den Jagdinstinkt fördert.
All diesen Argumenten und Herangehensweisen ist eines gemeinsam – sie sind Unsinn. Ich möchte hier nicht auf jeden Aspekt der Rohfütterung im Detail eingehen, sondern nur sagen: Es geht nicht darum, dem Hund jeden Tag eine Portion Fleisch aus dem Supermarkt in den Napf zu geben, sondern um einen Mix aus etwa 80 % Fleisch (mit Knochenanteil) + Innereien und 20 % zerkleinertem Gemüse, ergänzt durch etwas Kalkpulver (falls das Fleisch keine knochigen Bestandteile enthält), einer Jodquelle (z.B. über Seealgenmehl) und einem Schuss Öl (z. B. Hanf-, Lein- oder Fischöl). Abrunden kann man das Ganze mit einem Zusatz wie Bierhefe oder einem Produkt wie „BARF Kombimix“ von Grau. Ein lokaler BARF-Shop wird hier sicher gerne beraten. Natürlich kann man das Futter auch komplett selbst zusammenstellen, aber es gibt zum Glück auch viele Fertig-BARF-Lösungen, die ohne die meisten Zusatzstoffe auskommen (nur Öl muss man in der Regel zufügen). Ob ein Hund aber nun einen Tag mal kein Öl bekommt, oder mal einen Tag nur Pansen, vielleicht auch mal nur Muskelfleisch mit Gemüse und vielleicht einen Tag nur mal 10% Gemüse oder vielleicht auch mal 30% und vielleicht auch mal Bierhefe – darüber braucht man sich wirklich nicht den Kopf zu zerbrechen, auch wenn einem viele Trockenfutter-Fans immer wieder vorbeten, es wäre ungemein schwierig, den Hund „bedarfsgerecht“ zu ernähren. Ein Wolf rechnet sich schließlich auch nicht jeden Tag aus, was er genau vom Beutetier fressen muss, um die komplette Nährstoff-Palette zu 100% abzudecken. Wer möchte, kann sich natürlich sein Rohfutter aus den großen Produktpaletten komplett nach seinen und den Vorlieben des Hundes zusammenstellen. Die Einfachheit der Fütterung mit Fertig-Barf-Produkten lässt natürlich wieder viele „Barf-Profis“ die Nase rümpfen, weil man sich es damit wieder einfach machen kann, aber im Gegensatz zu Nass- oder Trockenfutter ist diese Fertiglösung (abgesehen vom gewolften Fleisch) nicht hoch verarbeitet, wie andere Futtersorten. Leider sind auch viele Tierärzte von der Rohfutter-Ernährung nicht sehr angetan, was aber zum Teil daran liegt, das es in Universitäten immer noch so gelehrt wird und zum anderen verdienen viele Praxen auch am Verkauf von speziellen Trockenfutter-Sorten mit.
Welchen „Rohfutter-Weg“ man auch immer wählt – sobald sich der Hund umgestellt hat, wird man zunächst feststellen, dass die Menge des „Outputs“ deutlich abnimmt und der Kot auch meist fester wird. Daran kann man erkennen, wie viele unnötige Füllstoffe im Fertigfutter enthalten sind. Festerer Kot hat oft auch positive Auswirkungen bei Problemen mit den Analdrüsen, und viele Hunde fressen rohes Futter einfach lieber. Rohes Futter quillt im Magen außerdem nicht so stark auf, weshalb Probleme wie Magendrehungen beim BARF kaum bekannt sind. Rohes Futter enthält zudem keine zusätzlichen Stärkeanteile (außer wenn man sie gezielt in Form von z. B. Kartoffeln oder Haferflocken hinzufügt) und enthält demzufolge deutlich weniger Glykotoxine, wodurch auch andere Stoffwechselerkrankungen und Allergien deutlich unwahrscheinlicher werden. Ich gehe auch davon aus, dass es bei rohfutter-ernährten Hunden für unerwünschte Beifahrer wie Parasiten/Einzeller/potentiell pathogene Bakterien schwieriger ist, sich anzusiedeln und zu vermehren, vermutlich, weil das Magen-Darm-Milieu um einiges saurer ist (also einen niedrigeren PH-Wert aufweist) als bei Hunden, die nur leichtverdauliche, vorgegarte Nahrung erhalten.
Achtung, nun folgen Produktempfehlungen: Ich habe gute Erfahrungen mit den Futtersorten und Nahrungsergänzungsmitteln der folgenden Hersteller gesammelt:
Wolfsmenü-Barf
Barfgold
Paribal
Tackenberg-Menüs
Happy pets
Barf-Ergänzungen von Grau (Bierhefe, Barf Kombimix)
Öl von Drei-Hundenacht
Seealgenmehl
Das ist nur eine kleine Auswahl, jeder lokale Barfshop kann hier beraten oder führt evtl. sogar diese Produkte (so ist es bei uns – Barfshop Lünen)
Zusammengefasst nochmals die Vorteile von BARF:
Natürlichere Ernährung: BARF orientiert sich an der ursprünglichen, artgerechten Ernährung von Hunden – ohne hochverarbeitete Bestandteile oder künstliche Zusatzstoffe.
Weniger Allergien & Unverträglichkeiten: Durch den Verzicht auf synthetische Inhaltsstoffe, Getreide und unnötige Füllstoffe werden viele allergische Reaktionen und Verdauungsprobleme vermieden.
Gesünderer Kot & Analdrüsenentlastung: BARF führt zu festerem, geringerem Kotabsatz – was sich positiv auf die Analdrüsen auswirkt.
Keine unnötige Stärke & weniger Glykotoxine: Rohes Futter enthält kaum Stärke und es entstehen keine AGEs (Glykotoxine), wie sie bei stark erhitztem Fertigfutter auftreten.
Stabilere Magen-Darm-Flora: Die Vielfalt und Natürlichkeit der BARF-Ernährung unterstützen eine gesunde Darmflora und beugen einem „Leaky Gut“ vor.
Besseres Immunsystem: Eine ausgewogene, frische Ernährung stärkt das Immunsystem und macht es Parasiten und Krankheitserregern schwerer.
Individuell anpassbar: BARF lässt sich einfach auf die Bedürfnisse und Vorlieben des Hundes abstimmen – ob mit Fertig-BARF oder selbst zusammengestellt.
Es schmeckt den Hunden besser: Viele Hunde fressen rohes Futter deutlich lieber als Trocken- oder Dosenfutter.
Geringeres Risiko für Magendrehung: Rohfutter quillt nicht im Magen auf, was die Gefahr einer Magendrehung reduziert.
Ein Nachteil sollte aber auch nicht unerwähnt bleiben – wie bei allen rohen Nahrungsmitteln besteht bei Barf auch immer die Gefahr, das diese mit Bakterien belastet sein können. Durch den intensiven Gebrauch von Antibiotika in der Tierhaltung haben bakterielle Resistenzen leider stark zugenommen. Das gilt natürlich auch für Nahrungsmittel, die für den menschlichen Verzehr gedacht sind. Man sollte aber trotzdem immer auf gute Hygiene achten und das Futter möglichst getrennt von seinem eigenen Essen lagern und aufgetautes Futter nicht zu lange aufbewahren. Nach dem Auftauen sollte es gut gekühlt bleiben und innerhalt von 36-48 Stunden verfüttert werden. Ein gesunder Hund muss kein sterilisiertes Futter fressen, aber Personen mit einem schwachen Immunstatus sollten bei der Zubereitung möglichst hygienisch vorgehen.