Aktuell lebt bei uns nur eine Hündin mit Zuchtzulassung, und wir züchten im Jagdspanielclub (VDH/FCI). Wir testen auf alle zuchtrelevanten genetischen Erkrankungen: prcd-PRA (progressive Netzhautablösung), FN (Familial nephropathy – eine tödliche Nierenerkrankung), AON (Adult Onset Neuropathy, eine Erkrankung, bei der im Alter die Hinterhand zunehmend schwächer wird, bis der Hund nicht mehr laufen kann). Wir haben zudem einen HD-Test durchgeführt, sowie die notwendige DOK-Augenuntersuchung. Das sind die Grundvoraussetzungen, um überhaupt ins Zuchtgeschehen einsteigen zu dürfen. Da wir nur im kleinen Rahmen züchten, ist mir neben der Gesundheit auch das Wesen und der Typ von besonderer Wichtigkeit. Ich plane daher gewissenhaft und nach Ansprache mit dem Zuchtwart eine mögliche Verpaarung und lege viel Wert darauf, dass sich die Ahnenlinien möglichst nicht überschneiden. Optik/Typ sollte natürlich auch meinen Vorstellungen entsprechen, aber mir persönlich muss der Partner vor allem vom Wesen gut gefallen. Ich schaue mir auch die Vorfahren genau an und versuche, möglichst viel über die Hunde und die Zuchtstätten herauszufinden.
Bei der Aufzucht werde ich viel Wert auf die Sozialisierung legen. Wir wohnen in einem Haus, wo die Welpen von Beginn an die unterschiedlichsten Dinge kennenlernen werden, vom Laufen über Fliesen, Vinyl, Teppich und auch viel Auslauf in unserem Garten bekommen werden, in dem es für junge Hunde viel zu entdecken gibt. Ich werde versuchen, sie langsam an alle typischen Alltagsgeräusche und -Gegenstände heranzuführen und da alle mit uns im Haushalt leben, mich natürlich rund um die Uhr mit ihnen beschäftigen.
Wir barfen unsere Hündin, aber mir ist natürlich klar, das nicht jeder Welpenkäufer sich direkt mit diesem Thema beschäftigen möchte. Die Welpen werden daher so aufgezogen, das sie möglichst jedes Futter kennengelernt haben, über Trockenfutter, Nassfutter und auch Rohfutter in Form von Tartar.
Die Welpen werden mit 9-10 Wochen gechippt, entwurmt und geimpft. Sie erhalten einen EU-Heimtierausweis, sowie eine Ahnentafel. Nach Abnahme durch den Zuchtwart können Sie dann schließlich an ihre neuen Familien abgegeben werden.
Mir ist es sehr wichtig, auch nach der Abgabe noch Kontakt zu Haltern und Hunden zu halten, auch möchte ich gerne bei Fragen und Problemen zur Verfügung stehen und die weitere Entwicklung verfolgen. Daher werde ich zu gegebener Zeit eine WhatsApp-Gruppe einrichten.
Wenn Sie Interesse an einem Welpen haben, dann bitte ich darum, mir ein wenig über sich und die Lebensumstände zu schreiben. Das braucht jetzt keine Bewerbung zu sein, so wie es viele Züchter mittlerweile verlangen. Wir können das ganze auch gerne telefonisch oder per WhatsApp vorab besprechen.
Im folgenden möchte ich einige Hilfestellungen nennen, diese ersetzen aber natürlich kein Buch über Hundeaufzucht oder Erziehung, da soll jeder nach seinem eigenen Geschmack entscheiden. Ich möchte aber nochmals auf den „Welpenkanal“ aufmerksam machen, dieser hilft beim Einstieg wirklich sehr weiter. Nachfolgend möchte ich nur einige Hinweise geben, was man fördern und was man vermeiden sollte. Ich kann hier natürlich keine Literatur ersetzen, aber vielleicht einige Denkanstöße liefern. Auch mir sind natürlich am Anfang einige vermeidbare Fehler unterlaufen. Da die Welpenzeit aber eine sehr sensible Phase im Hundeleben ist, zahlt es sich sehr aus, wenn man am Anfang schon viele Dinge „richtig“ angeht. Alles wird man natürlich niemals perfekt machen, das wird man oft in der Rückschau feststellen, aber wenn man eine nicht optimal gelaufene Situation zumindest erkennt, hinterfragt und daraus seine Schlüsse für das nächste mal zieht, dann ist man zumindest auf dem richtigen Weg, ein tolles Mensch-Hunde-Team zu werden.
Der Welpe kommt nach Hause
Die aufregende Fahrt nach Hause ist vorbei (aufregend aber meistens nur für die Menschen, der Welpe verdöst in der Regel die meiste Zeit der Fahrt) und man möchte dem neuen Familienmitglied am liebsten sofort alles zeigen. Bevor man aber mit dem kleinen Hund das Haus betritt, sollte dieser zunächst Gelegenheit bekommen, sich nochmals zu lösen, damit das nicht vor Aufregung gleich im Haus geschieht. Man sollte vorher alles „welpensicher“ gestalten, d.h. Treppen zunächst mit einem Schutzgitter absichern und alles absichern, was nicht unbedingt angeknabbert werden soll, bzw. sogar giftig oder gefährlich sein kann (viele Zimmerpflanzen und Stromkabel). Umweltsichere Welpen werden dann meistens umgehend anfangen, ihre neue Umgebung zu erkunden. Wenn sich ein Welpe bestimmte Dinge aber nicht sofort traut, z.B. unbekannte Untergründe zu betreten, dann sollte man darüber nicht zu viel Aufhebens machen und besonders am Anfang nicht noch mehr Unruhe in die Situation bringen. In der Regel legt sich anfängliche Scheu sehr schnell, besonders dann, wenn der Mensch ruhig und selbstsicher auftritt. Auch junge Hunde orientieren sich immer gerne an Menschen, die „wissen, was sie tun“. Da ein Welpe die Autofahrt mit leerem Magen antreten sollte, wird er sicher hungrig sein und man kann die erste Mahlzeit anbieten. Anfangs sollte man Welpen 4x am Tag füttern und im Laufe der ersten Monate dann auf 3 Mahlzeiten reduzieren und schließlich auf die empfohlen 2 Fütterungen, morgens und am späten Nachmittag. Es ist empfehlenswert, gleich zu Beginn kleine Rituale einzuführen und z.B. Ruhe vor dem Fressen einzufordern. Das wird bei einem frisch eingezogenen Welpen natürlich noch nicht sofort klappen, aber man sollte ruhiges Verhalten bei der Fütterung auf jeden Fall fördern, damit nicht jede Fütterung später zu einem Festival aus Fiepen, Jaulen und aufgeregtem Hin- und Herlaufen wird. Dazu fällt mir direkt das Stichwort „Deckentraining“ ein. Bei Fütterungen sollte der Besitzer anfangs immer anwesend sein, aber man sollte auf jeden Fall althergebrachte Methoden vermeiden, wie z.B. „man muss dem Hund immer sein Futter wegnehmen können“. Ja, es ist wichtig, dem Hund auch mal gefahrlos etwas giftiges oder ekliges aus dem Maul fischen zu können, aber mit dieser Art Training bringt man dem Hund letztlich nur bei, seine Ressourcen zu verteidigen. Der Welpe sollte als erstes verstehen, das der Mensch für ihn keine Konkurrenz darstellt und das seine Anwesenheit beim Fressen nichts besonders ist. Man kann auch hin und wieder mal einen kleinen Leckerbissen in den Napf werfen, damit der Hund lernt, das die Hand des Menschen am Napf positiv zu werten ist. So beugt man Futteraggression vor. Es ist auch nicht empfehlenswert, dem Hund immer Dinge, die er entweder hergeben oder auch erst gar nicht im Fang haben sollte, immer „einfach so“ aus dem Maul zu holen. Welpen lassen sich das anfangs in der Regel zwar gefallen und man hat besonders bei kleinen Hunden oft damit zu tun, ihnen kleine Steine oder ähnliches abzuschwatzen, aber auch hier führt „einfach wegnehmen“ oft dazu, das dem Hund sein Besitz immer wichtiger wird und er ihn später evtl. sogar verteidigt. Hier bieten sich „Tauschgeschäfte“ an, d.h. man bringt dem Hund bei, das er freiwillig seinen Schatz hergibt, weil er dann etwas besseres bekommen kann, z.B. einen Leckerbissen.
Die ersten Nächte
In der allerersten Nacht wird man sicher vor Aufregung eher wenig schlafen und öfters schauen, was der kleine Welpe so treibt. Hier empfehle ich, den jungen Hund direkt an dem eigenen Bett zu platzieren und dazu einen Transportbehälter zu verwenden, der von allen Seiten zu öffnen ist. Die obere Seite lässt man offen, so das man mal eine Hand hineinhalten kann, wenn sich der Welpe gerade etwas einsam fühlt. In den Behälter kann man neben einer Kuscheldecke auch eine Decke legen, die aus der Zeit der Aufzucht stammt, da der Geruch der Mutter und des alten Rudels beruhigend wirkt. Der Vorteil bei dieser Vorgehensweise – in der Regel bekommt man so schnell mit, wenn der Welpe einmal „muss“ und kann entsprechend schnell reagieren. Der Hund lernt dadurch schnell, das „sich zu melden“ dazu führt, das er zu einem Platz gebracht wird, wo er sich dann lösen kann. Es ist sicher auch nicht verkehrt, den Hund die ersten Nächte in seinem Bett zu platzieren. Das fördert die Bindung, aber natürlich auch den Wunsch, immer an der Seite von Herrchen oder Frauchen zu nächtigen. Wer damit kein Problem hat (wir haben es auch nicht ;)), der kann das gerne tun, aber es wird dann schwer, dem Hund das wieder abzugewöhnen. Hunde mögen Konsequenz und Routinen. Was an einem Tag/Nacht gilt und später nicht mehr, verwirrt sie oft und das kann zu Unsicherheit führen.
Die Grundlage zur Stubenreinheit kann man über das Nächtigen in der eigenen Box gut antrainieren, ansonsten gilt – immer nach dem Wachwerden direkt mit dem Welpen rausgehen, auch immer direkt nach dem Fressen oder wenn man sieht, das der Hund irgendwo schnüffelnd hin- und herläuft oder anfängt, sich irgendwo im Kreis zu drehen. Wenn man den Moment abpasst, wo der Hund pinkelt und immer wieder ein „Lösungswort“ sagt (z.B. „Pippi machen“) kann man mit etwas Glück erreichen, das der Hund später dann pinkelt, wenn man diese magischen Worte sagt.

Bindung aufbauen
Meiner Meinung nach sollte man besonders in den ersten Wochen viel Zeit investieren, um die Bindung zwischen Hund und Familie aufzubauen. Das ist nicht immer ein Selbstläufer, denn ein Hund orientiert sich natürlich am liebsten an den Menschen, die ihm Schutz und Orientierung bieten. Natürlich spielen auch andere Grundbedürfnisse, wie Futter, Körperkontakt etc. eine Rolle, aber der Hund möchte sich natürlich immer gerne dort aufhalten, wo es ihm an angenehmsten ist. Ich halte mich daher auch immer gerne in der Nähe des Welpen auf, wenn dieser ruht (natürlich ohne ihn zu bedrängen!) und spiele auf eine Weise mit ihm, die nicht zu sehr pusht und die Herrchen oder Frauchen mit einbezieht. Man kann z.B. gemeinsam Leckerchen verstecken und suchen, z.B. in einer Kiste, die mit Papier oder Rollen gefüllt ist oder in ein Handtuch eingewickelt sind. Auch den Hund warten lassen, während man in der Wohnung etwas versteckt, was man dann gemeinsam sucht, ist eine schöne Art, mit dem jungen Hund etwas gemeinsam zu unternehmen. Das lässt sich auch auf den Garten ausdehnen. Ansonsten bitte einfach mal „Hund und Bindungsspiele“ googeln, da gibt es noch viele weitere Möglichkeiten. Wichtig ist, eine Aufgabe als Team zu lösen und dem Hund Hilfestellung zu geben, damit er ein Erfolgserlebnis hat. Wilde Zerrspiele und Ballwerferei – ja auch das kann man mal machen, aber man sollte sich bewusst sein, dass man hier eher wenig Bindung aufbaut, dafür aber viel Energie in die Situation lädt. Hier sollte man etwas dosieren, um nicht dadurch den berüchtigten Balljunkie in seinem Hund zu wecken. Auch kleine Tricks kann man einem Hund früh beibringen, wie Sitz, Platz etc. oder auch versuchen, das Interesse am Suchen und Apportieren eines Futterdummies zu wecken. Viele Cocker haben diese Aufgabe als „Retrieverartige“ im Blut, denn für das Suchen und Stöbern wurden sie einst überhaupt erst erschaffen.
Spielen und Ruhezeiten
Junge Hunde verbringen viel Zeit mit Spielen und das sollte man auch gerne fördern und sich selbst mit einbeziehen, aber ein ebenso wichtiger Aspekt sind die Ruhezeiten, denn wie man so schön sagt „nach müde kommt blöd“. Hunde benötigen sehr häufige Ruhezeiten, um ausgeglichen zu sein und Welpen und jungen Hunden muss man das manchmal auch ein wenig „erklären“. Vermeiden sollte man, dem Welpen direkt nach dem Einzug direkt die Welt zeigen zu wollen, denn der kleine Computer im Welpenkopf ist schon so Tag und Nacht damit ausgelastet, diese so fremdartige Welt mit immer neuen Gerüchen und für den Hund unerklärlichen Gegenständen zu verarbeiten. Es reicht am Anfang aus, mit dem Hund erst einmal nur den Garten ausgiebig zu erkunden oder kleine Wege vor dem Haus kennenzulernen. Auch diese kleinen Ausflüge sind für den Welpen schon sehr aufregend und müssen erst einmal verarbeitet werden. Weitere neue Eindrücke sollten etwas dosiert stattfinden, man sollte nicht in den ersten Tagen die gesamte Verwandtschaft mit zig Kindern einladen, große Gassirunden gehen wollen, den Hund in die Stadt mitnehmen, in Restaurants, ins Büro, etc. Dazu ist noch genug Zeit, am Anfang steht die Eingewöhnung und die Bindung zum neuen Rudel, der eigenen Familie. Wenn man dann schließlich anfängt, die ersten kleinen Runden mit dem Hund zu laufen, sollten man von anderen Hunden viel frequentierte Wiesen zunächst etwas meiden. Sie riechen natürlich interessant, sind aber auch Parasiten-Parkplätze. Hier stecken sich Welpen häufig mit Spulwürmer und den immer unangenehmen Giardien an. Das ist natürlich kein Beinbruch, aber es ist alles andere, als förderlich, direkt mit Parasitenbehandlungen und Durchfällen zu tun zu bekommen. Leider fängt aber dadurch schon oft ein Kreislauf zwischen Tierarztbesuch, Schonkost und regelmäßigen Entwurmen an. Für die juvenile Magen-Darm-Flora ist das sehr schädlich.
Welpenschulen/Hundeschulen
Hundekontakt ist grundsätzlich gut und wichtig, aber man sollte einen Welpen nicht „zum Hallo sagen“ an jeden fremden Hund lassen. Viele andere Hundehalter missverstehen ihre eigenen Hunde, man hört dann oft „der will ja nur spielen“ und anschließend Kommentare wie „ja das hat er ja noch nie gemacht“. Das hat schon so manchen unnötigen Stress bei Hund und Halter ausgelöst. Die meisten Hunde wollen gar nicht spielen und das gegenseitige Beschnüffeln ist meist nur eine Statuskontrolle, der sich ein Hund an der Leine nicht immer nach eigenem Wunsch entziehen kann, falls es ihm doch mal zuviel wird. Auch sind viele erwachsene Hunde mit einem Welpen nicht immer geduldig. Den oft genannten „Welpenschutz“ gibt es nicht. Ein kleiner Hund sollte lernen, das der Halter immer die Kontrolle hat und sich im Zweifelsfall auch zwischen ihm und dem fremden „Hallo-Sager“ stellt. Dadurch lernt der Hund, sich zunächst am Menschen zu orientieren und das dieser die Situation immer „unter Kontrolle hat“. Wenn der junge Hund aber durch zuviele „unkontrollierte Hundekontakte“ lernt, das er das selber regeln muss, dann wird man möglicherweise nach 1-2 Jahren Begriffe wie „reaktiver Hund“ googeln, da der Hund dann an der Leine mit lautem Gebell auf andere Hunde reagiert.
Ich empfehle den Besuch einer Welpen-/Hundeschule, aber auch hier sollte man genau hinschauen. In vielen Hundeschulen ist es üblich, das sich die Hunde erst einmal „austoben“ sollen, bevor man mit ihnen am Grundgehorsam arbeitet. So lernt der Hund aber primär, das es völlig ok ist, sich wie eine Abrissbirne in der Anwesenheit von anderen Hunden zu verhalten, manche Hunde werden dabei auch gemobbt/gejagt, was leider oft als „schönes Spiel“ fehlinterpretiert wird. Die Hunde in so einer Gruppe sind ja kein bekanntes Rudel, sondern erst einmal ein Haufen fremder, kleiner Rabauken, denen man beibringen sollte, sich in der Anwesenheit von fremden Hunden und Menschen ruhig und entspannt zu verhalten. In einer guten Hundeschule wird also erst einmal mit diversen Übungen am Grundgehorsam gearbeitet und anschließend kann man dann, wenn die Gruppe harmonisch miteinander ist, die Hunde auch kontrolliert aus dem Gehorsam freigeben und miteinander agieren lassen oder auch in kleineren Gruppen anschließend noch gemeinsam eine Runde drehen.
Pubertät und Spooky-Phase
Die sogenannten „Spooky Phases“ bei Hunden (auch „Angstphasen“ oder „Furchtperioden“ genannt) sind ganz normale Entwicklungsphasen in der Welpen- und Junghundzeit. In diesen Phasen werden mitunter Erfahrungen aus der Vergangenheit neu bewertet und auf einmal reagieren Hunde plötzlich ängstlich oder schreckhaft auf Dinge, die ihnen vorher völlig egal waren – z. B. ein Mülleimer, ein fremder Mensch oder auch ein bestimmtes Geräusch.
Warum passiert das?
Das hängt mit der Entwicklung des Gehirns und der Reizverarbeitung zusammen. Der Hund lernt in den ersten Monaten, die Welt zu verstehen und in diesen Phasen ist das Nervensystem besonders sensibel. Dinge, die vorher vertraut waren, wirken plötzlich bedrohlich. Das ist ein Schutzmechanismus der Natur. Diese Phasen treten genau dann auf, wenn der Hund anfängt, unabhängiger zu werden (z. B. in der Pubertät) – also sich potenziell weiter vom sicheren „Nest“ entfernt. Wenn er in dieser Zeit gar keine Angst vor irgendwas hätte, würde er schnell in echte Gefahr geraten (z. B. Fressfeinde, ungesicherte Situationen). Durch die vorübergehend erhöhte Vorsicht wird er zurückhaltender, bleibt eher beim Rudel und „hinterfragt“ Dinge auf Hundeart. Das bedeutet: Die „Spooky Phase“ hilft, das Tier vor Übermut zu schützen, bevor es reif genug ist, echte Gefahren gut einschätzen zu können.
Wann treten diese Phasen in der Regel auf?
Je nach Rasse und Individuum etwas unterschiedlich – aber grob gesagt:
Phase | Alter | Beschreibung |
---|---|---|
1. Angstphase | ca. 8–12 Wochen | Häufig kurz nach Einzug ins neue Zuhause. Alles ist neu, und der Hund ist sehr empfänglich für negative Erfahrungen. |
2. Angstphase | ca. 4–6 Monate | Beginn der Pubertät. Hund wird unsicherer in neuen Situationen. |
3. Angstphase (optional) | ca. 9–12 Monate | In der Spätpubertät. Hund testet Grenzen, wirkt plötzlich wieder „komisch“ oder schreckhaft. |
Nicht jeder Hund zeigt alle diese Phasen deutlich – bei manchen tritt es nur leicht auf, bei anderen aber sehr ausgeprägt.
Wie sollte man damit umgehen?
- Geduldig & ruhig bleiben – Strafen wären hier kontraproduktiv.
- Nicht überfordern, aber auch nicht immer alles vermeiden (sanfte Gewöhnung).
- Sicherheit geben: Hund darf sich zurückziehen, aber man selber bleibt souverän.
- Training ruhig weiterführen, aber evtl. mit weniger Druck.
Warum schreibe ich das?
Wenn sich ein junger Hund in seinen ersten Lebensmonaten und besonders in der Pubertät einmal seltsam verhält, sollte man immer im Kopf behalten, das in dieser Zeit das hündische Rechenzentrum „neu verschaltet“ wird. Genau das passiert in den Spooky Phasen – das Gehirn, speziell die Bereiche für Emotionen, Risikobewertung, Reizverarbeitung und Sozialverhalten, wird neu organisiert, ähnlich wie bei einem „System-Upgrade mit temporären Bugs“. Ich glaube, spätestens jetzt kann man meinen IT-Background erkennen 😄.
Hund in der Pubertät – wenn das Rechenzentrum verrückt spielt
Willkommen in der Pubertät deines Hundes – der Zeit, in der das „hündische Rechenzentrum“ ein großes Update fährt, aber leider ohne Vorwarnung und mit jeder Menge Systemabstürzen. Verhaltensweisen, die vorher zuverlässig abrufbar waren, scheinen plötzlich vergessen. „Sitz“? Nie gehört. Rückruf? Nur wenn gerade nichts Spannenderes auf der Welt existiert (Spoiler: Das ist selten der Fall).
Das liegt nicht daran, dass dein Hund dich plötzlich ärgern will – sondern daran, dass sein Gehirn im Umbau ist. Hormone fluten den Körper, neue neuronale Verbindungen werden geschaffen, alte gelöscht. Die Welt wird größer, interessanter – und manchmal auch gruseliger. In dieser Phase kollidieren also zwei Welten im Hundehirn:
- Das neue Bedürfnis nach Selbstständigkeit
- und die alte Bindung zur Bezugsperson
Das Resultat? Ein Mix aus Unsicherheit, Übermut, Sensibilität – und manchmal auch Überforderung. Spooky Phasen und pubertäres Verhalten überlappen sich oft und lassen deinen ehemals braven Welpen wie einen kleinen Teenie-Rebell wirken
Was hilft?
- Konsequente, liebevolle Führung
- Rituale & klare Strukturen
- Immer die Ruhe bewahren, auch wenn es mal nervt
- Und: Es nicht persönlich nehmen! Der Hund kann in dieser Zeit nicht anders, aber hier kann man ihm oder ihr in dieser Zeit durch eigene Gelassenheit Halt geben, was aber natürlich aber auch nicht bedeuten soll, alles durchgehen zu lassen.
Diese Zeit ist keine Fehlfunktion, sondern ein Entwicklungsschritt – anstrengend, aber wichtig. Und mit Geduld, etwas Humor und guter Führung erwächst daraus entspannter, erwachsener Hund.
Was sollte man vermeiden?
Ich hatte bereits darauf hingewiesen, immer die Ruhe zu bewahren. Das ist oftmals leicht dahergesagt, während der Junghund seine „Zommies“ bekommt, oder mal wieder Socken verschleppt, Schuhe schreddert, im Garten Löcher buddelt, Dinge ins Maul nimmt, die potentiell gefährlich sind oder einfach nicht zur Ruhe findet. Aber Hunde sind kleine Emotionsdetektoren und je aufgeregter man selber wird, desto mehr feuert man seinen Hund noch an. Genau aus diesem Grund sollte man nicht auf die Idee kommen, den Hund für Fehlverhalten zu bestrafen, ihn anzuschreien oder gar am Nackenfell zu packen und zu schütteln, wie man es leider immer wieder liest. Damit kann man das mühsam aufgebaute Vertrauen nachhaltig schädigen und der Hund kann Meideverhalten gegenüber seiner Bezugsperson entwickeln. Etwas, das es unbedingt zu vermeiden gilt!
Ich möchte jetzt hier nicht zu sehr als Hundetrainer auftreten, aber trotzdem darauf hinweisen, das positive Bestärkung bei erwünschtem Verhalten der richtige Weg ist und bei unerwünschtem Verhalten das Ignorieren von Selbigen, zumindest so weit es möglich ist und auch wenn es schwerfällt. Für einen Junghund, der einen z.B. mit Anspringerei und seinen Zähnen nervt, wäre es Strafe genug, wenn man ihm direkt die Aufmerksamkeit entzieht, als wenn man ihn anschreit oder ihn körperlich maßregelt. Ja, auch Hunde maßregeln sich untereinander, aber in Hundesprache
Hunde kommunizieren klar, aber meist subtil – und sie maßregeln einander auf hundetypische Weise, ohne gleich grob zu werden. Typische Maßnahmen sind etwa Blickfixieren, Körperspannung, Abwenden, Knurren oder ein kurzes Schnappen ins Leere. Diese Signale dienen dazu, Grenzen zu setzen: „Bis hierhin – und nicht weiter“. Wenn man diese Sprache verstanden hat, kann man mit auch selber seinen Hund positiv beeinflussen.
Ein erwachsener, souveräner Hund wird z. B. einen aufdringlichen Junghund nicht direkt attackieren, sondern zunächst mit Körpersprache warnen. Ignoriert der Jungspund das, kann ein Knurren oder ein kurzer Zwicker folgen – nicht aus Aggression, sondern als klare, soziale Korrektur. Hunde wissen dabei meist sehr genau, wie viel „Druck“ angemessen ist. So regeln sie Rangordnung, Individualdistanz und soziales Verhalten – oft ganz ohne echtes Gerangel. Für uns Menschen wirkt das manchmal streng, ist aber in der Hundewelt völlig normal – und sogar wichtig für das soziale Lernen.
Während Hunde untereinander mit klarer, körpersprachlicher Kommunikation maßregeln, ist menschliches Maßregeln oft zu spät, zu emotional oder schlicht nicht hundegerecht. Dinge wie lautes Schimpfen, körperliches Eingreifen oder sogenannte „Dominanz-Gesten“ (wie am Nacken packen o. Ä.) sind für Hunde meist nicht nachvollziehbar – und führen eher zu Verunsicherung als zu einem Lernerfolg.
Hunde leben im Moment. Eine Korrektur, die nicht direkt in der Situation passiert (und dabei klar und fair ist), kommt beim Hund schlicht nicht an. Noch schlimmer: Wird der Mensch unberechenbar, leidet das Vertrauen – und der Hund lernt nicht, was er anders machen soll, sondern nur, dass der Mensch unangenehm wird.
Besser als Maßregelung: Klare Grenzen, souveräne Körpersprache, Orientierung geben – und gutes Verhalten gezielt verstärken. Hunde brauchen keine „Strafe“, sondern Verlässlichkeit und Führung, die sie verstehen können.
Positive Bestärkung – so lernt der Hund, was richtig ist
Anstatt unerwünschtes Verhalten zu bestrafen, ist es viel wirkungsvoller (und fairer), erwünschtes Verhalten gezielt zu verstärken. Das nennt man positive Bestärkung – also: Der Hund zeigt ein Verhalten, das du gut findest, und bekommt dafür eine Belohnung, z. B. Futter, Spiel oder ein freundliches Lob.
So entsteht beim Hund eine klare Verknüpfung: „Wenn ich mich so verhalte, passiert etwas Gutes“.
Das fördert nicht nur das Lernen, sondern auch die Beziehung zwischen Mensch und Hund. Statt Angst vor Fehlern entwickelt der Hund Freude am Miteinander und Vertrauen in die Kommunikation.
Wichtig dabei:
- Die Bestärkung muss zeitlich punktgenau kommen (innerhalb von 1–2 Sekunden).
- Und sie muss für den Hund wirklich lohnend sein – was das ist, entscheidet der Hund, nicht wir.
Ob „Sitz“, ruhiges Warten an der Tür oder höfliches Begegnen anderer Hunde: Mit positiver Bestärkung lernt dein Hund nicht nur schneller – er lernt auch gerne.
Warum Ruhephasen für Welpen so wichtig sind
So süß und verspielt Welpen auch sind – ihr Körper und vor allem ihr Gehirn leisten täglich Schwerstarbeit. Lernen, Eindrücke verarbeiten, wachsen, koordinieren – all das kostet enorm viel Energie. Deshalb sind regelmäßige Ruhephasen für Welpen essentiell, um gesund und ausgeglichen groß zu werden.
Viele junge Hunde sind nach außen hin „aufgedreht“, obwohl sie eigentlich übermüdet sind. Wird ein Welpe ständig bespaßt, von Reizen überflutet oder zu viel trainiert, kann er nicht zur Ruhe finden. Das führt auf Dauer zu Stress, Frustration oder sogar Verhaltensproblemen.
Ruhe ist kein Luxus – sie ist ein wichtiger Teil der Entwicklung.
Ein junger Hund braucht je nach Alter 18–20 Stunden Schlaf oder Dösen am Tag. Das Gehirn verarbeitet in dieser Zeit Erlebtes, speichert Gelerntes ab und reguliert Emotionen. Nur wer regelmäßig zur Ruhe kommt, kann auch ausgeglichen und aufnahmefähig sein.
Das soll natürlich nicht heißen, dass ein Welpe oder Junghund den ganzen Tag nur auf der Couch herumhängen soll. Spiel, Bewegung, neue Erfahrungen und Bindung zum Menschen sind wichtig – sollten aber aber immer mit Phasen der Ruhe abwechseln und gut dosiert werden.
Ein ausgewogenes Verhältnis aus Aktivität, Training, freiem Spiel und ausreichend Ruhe hilft dem jungen Hund, sich gesund zu entwickeln – körperlich wie mental. Statt Dauer-Action ist also qualitative Beschäftigung mit bewussten Pausen der Schlüssel zu einer gesunden Entwicklung.